Schloss und Klosterkirche Vornbach

Zur Geschichte und Baugeschichte von Schloss und Klosterkirche:

Auf der bayerischen Seite des Inn, wenige Kilometer vor seiner Einmündung in die Donau in Passau, wo sich der Fluss durch das Naturschutzgebiet „Vornbacher Enge“ zwischen den aufragenden Felsen zwängen muss, liegt die ehemalige Benediktinerabtei Vornbach, mehr als 800 Jahre lang ein blühendes Kloster, das vor allem durch seine Schreibschule, aber auch durch die hier gepflegte Kirchenmusik Bedeutung erlangte.Vornbach gehört zu den Klöstern und Stiften, die ab dem 10. Jahrhundert von den Landesherren am Inn entlang errichtet wurden.
Der mit den Augustinerchorherrenstiften St. Nikola vor den Toren Passaus, Reichersberg; Suben und Ranshofen entstand eine eigene Klosterlandschaft, die auch wesentlichen Einfluss nahm auf die Organisation der Seelsorge und der Pfarreien zwischen Rott und Inn.

Informationen zur historischen Egedacher Orgel finden Sie hier.

Als Benediktinerabtei nahm Vornbach dabei neben Asbach im Rottal eine eigene Stellung ein. Bis 1803 in voller Blüte, wurde die Abtei säkularisiert, die Konventgebäude gingen weitgehend in Privatbesitz über. Geblieben ist die prachtvolle Maria Himmelfahrt, deren romanische Ursprünge in ein barockes Kleid gehüllt wurden. Seine Entstehung verdankt das Kloster dem Geschlecht der Grafen von Vornbach, das erstmals im Jahr 1028 urkundlich genannt wird. Die Gräfin Himiltrudis stiftete der Überlieferung nach 1040 ein kleines Kloster als Dank für die Heilung eines Augenleidens bei der Wallfahrtskirche Maria am Sand neben der Pfarrkirche St. Martin. Eigenkirchenherr und Vogt dieser kleinen klösterlichen Zelle wurde Graf Tiemo 1. (ca. 985-ca.1049), der als Zentrum seines Besitzes Eholfing, kurz vor der Mündung der Rott in den Inn wählte.

Von diesem ursprünglichen Kloster, das wohl keine große Ausbreitungsmöglichkeit hatte, ist jedoch keine Spur mehr erhalten. Graf Ekbert 1. (1067-1109),ein Neffe der Stifterin Himiltrudis der sich nach der nur wenig innabwärts gelegenen „Neuen Burg“ Graf von Vornbach und Neuburg nannte, stiftete zusammen mit seiner Gemahlin Mathilde, Tochter des Markgrafen aus der Kärntner Mark, eine klösterliche Niederlassung und dotierte sie durch ausgedehnte Schenkungen.

Die Klosterstiftung wurde durch Benediktiner aus Göttweig besetzt. Am 17. Januar 1094 weihte der Passauer Bischof Ulrich (1092-1121) den ersten Abt Berengar, der nach seinem Tod 1108 ebenso wie sein Nachfolger Wimto (gestorben 1127) seliggesprochen wurde.

Berengar wurde in der Wallfahrtskirche Maria am Sand“ begraben, die sehr rasch zu einer blühenden Marienwallfahrt wurde. In der Regierungszeit von Abt Wirnto begann man 1125 in Vornbach mit dem Kirchenbau, nachdem Graf Dietrich von Vornbach-Viechtenstein das ihm zugefallene Stammschloß Vornbach dem Kloster überlassen hatte. Die erste Kirche entstand als Basilika im altbaierischen Schema, ohne Querschiff, für die, den Chor abgerechnet, man den Grundriß der heutigen Kirche bereits annehmen kann.

Die Außenwände der beiden Seitenschiffe, die das Langhaus begleiteten, sind bis in Höhe von etwa fünf Metern erhalten. Das Langhaus war mit einer Flachdecke überspannt. Die Innenmauerung der beiden Westtürme stammen bis zur Firsthöhe des Kirchendachs noch aus der romanischen Zeit und wurden später barock verkleidet. An der Nordwand der Kirche deutet eine romanische Türöffnung; die großenteils im Boden steckt, auf das Vorhandensein einer Krypta hin.

Im Jahr 1136 bestätigte Kaiser Lothar 111., dessen Mutter Hedwig eine Gräfin von Vornbach-Neuburg gewesen war, Besitzungen und Rechte des Klosters. 1139 nahm Papst Innozenz 11. die Klostergründung in päpstlichen Schutz und bestätigte alle Freiheiten und Privilegien sowie dessen Eigentum. Vornbach wurde zum größten geistlichen Grundherren in den späteren Landgerichten Griesbach und Schärding. Die wichtigsten Besitzungen des Klosters Vornbach lagen jedoch südlich von Wien, am niederösterreichischen Semmering und in der Steiermark. Sie gruppierten sich um die Propstei Gloggnitz und den Markt Neunkirchen, die Mutterpfarrei der Region Schneeberg, Rax und Wechsel an der Grenze zwischen Niederösterreich und der Steiermark.

Dem Markt Neunkirch-Avaiser Lothar eine vornbachische Münzstätte zugebilligt. Zu den Klosterpfarreien gehörten bis zur Säkularisation 1803 auch Neukirchen am Inn (1189 vombachisch), Sulzbach am Inn (1188 zu Vornbach gehörig), Eholfing (wohl schon seit 1094 vornbachisch), sowie Rottersham (seit 1188~, Ruhstorf a.d. Rott und Rotthof. Ab der Mitte des 12. Jahrhunderts bis zur späten Gotik befand sich im Kloster Vornbach eine von Salzburg her beeinflußte, bedeutende Schreibschule, deren wichtigste Werke seit der Säkularisation im Hauptstaatsarchiv München (Traditionskodex um 1150) und die Staatlichen Bibliothek Passau (Bibel des Abtes Johann von Poppenberg und in des Propstes Heinrich von Gloggnitz von 1421) aufbewahrt werden.

Unter Abt Engelschalk aus Gleink (1334-1350) erhielt die Kirche nach mancherlei Verwüstungen im 13. Jahrhundert einen gotischen, polygonal geschlossenen Chor, der wohl mit einem Gewölbe überdeckt war. Das Langhaus behielt seine hölzerne Kassettendecke, deren Neubemalung um 1477 bezeugt ist.

Die seltene Anlage des Mönchschores als Westempore geht wohl auf die nach 1466 im Kloster eingeführte „Melker Reform« zurück. Diese Form des Mönchschores wurde auch in der Barockzeit übernommen. Im Jahr 1391 erhielt Abt Konrad Peißer, der zum obersten geistlichen Richter in Deutschland bestellt war, von Papst Bonifaz IX. das Recht zum freien Gebrauch der bischöflichen Insignien.

Der wohl bedeutendste Mönch des Klosters Vornbach war Angelus Rumpler, der dem Konvent von 1501 bis 1513 als Abt vorstand. Er gehört als wichtiger Vertreter des deutschen Frühhumanismus zu den großen bayerischen Geschichtsschreibern der anbrechenden Renaissancezeit. Rumpler schuf zwei bedeutsame Werke über die Geschichte des Klosters Vornbach und über die Geschichte des bayerischen Erbfolgekrieges von 1504. Unter Abt Benedikt Hepauer (1624-1645) wurde die heutige Kirche unter Verwendung der romanischen, in der Gotik erhöhten Umfassungsmauern und des gotischen Chores erbaut.

Das Kircheninnere erfuhr unter Abt Clarus Faßmann in den Jahren 1728 bis 1733 seine Frührokoko-Ausstattung. Die ursprünglich romanischen Westtürme erhielten 1685 die welschen Kuppelhauben und wurden unter Abt Benedikt Moser in den Jahren 1766 bis 1770 in die spätbarocke Westfassade einbezogen, um ein Geschoß erhöht und mit den heute bestehenden reichprofilierten Helmen bekrönt.

In der Amtszeit von Abt Placidus Ponigl wurde die Abtei im Jahr 1803 durch die Säkularisation aufgehoben. Von den 28 Konventualen blieben einige am Ort. Die Klosterkirche wurde zur Pfarrkirche bestimmt, die Konventgebäude wurden versteigert bzw. als Pfarrhof und Schule verwendet. Die bisherigen Klosterpfarreien suchten ein neues Profil, wobei der Besitz der österreichischen Pfarreien an den Staat Österreich fiel. Nachdem die Klosterkirche zur Pfarrkirche erklärt worden war, wurde die bisherige Pfarrkirche St. Martin bis auf das Presbyterium abgetragen, ihr barocker Hochaltar, von Abt Aemilian Gaismayer im 17. Jahrhundert errichtet, wurde 1977/78 an das Kloster Niederalteich verkauft.

1833 wurde die Wallfahrtskirche Maria am Sand abgerissen, das Gnadenbild wurde in die Pfarrkirche überführt. Das 19. Jahrhundert brachte auch störende Veränderungen im Inneren der Kirche mit sich, so den Ersatz des Wandstucks durch Ornamentmalerei und Freskobilder über die Gründungslegende. Diese Störungen konnten bei der Renovierung 1968 beseitigt werden.

Restaurierungen:

1794 zur 700-Jahr-Feier der Abtei, 1831, 1852, um 1895, 1956 – 1968, 1988 (Fassade)durch das Landbauamt Passau.

Künstler:

Architekt Johann Michael Schneidmann (um 1720-95 Passau), Westfassade und Türme 1765-1770. – Bildhauer und Stukkatoren: Giovanni Pietro Camuzzi (um 1650 Osteno -1724 Passau), Stuckdecken im Abteiflügel. – Joseph Ignaz Reisser (Anfang des 18. Jh. Passau), Mariensäule vor der Kirche 1712. – Franz Joseph Ignaz Holzinger (1691 Schörfling am Attersee – 1775), Wand- und Deckenstuck von Kirche und Sakristei, Hoch- und Seitenaltäre, Kanzel, Kreuzigung und Ölberg in der westlichen Eingangshalle 1728-1733. -Johann Baptist Modler (1697 Hohenfels – 1774 Kößlam), Stuck der Vorhalle und Westwand 1766 – 1770. – Leopold Hafner, geb. 1931, Taufsteindeckel 1965. – Maler- Innozenz Anton Warathy (1690 Sterzing – 1758 Burghausen), Wand- und Deckenfresken 1728 – 1732. -Franz Werner von Tamm (1658 Hamburg – 1724 Wien), ehemaliges Altarbild mit Darstellung Märiapöcs 1700 (in der früheren Abtei). – Bartolomeo Altomonte (1694 Warschau – 1783 St. Florian), Hochaltarbild 1730 (Skizze im Melker Skizzenbuch Nr. 48 v). -Adam Fux (Anfang 18. Jh. Wien), zwei Seitenaltarbilder. – Michelangelo Unterberger (1695 Cavalese – 1758 Wien), Bild in der Taufkapelle um 1730 (weitere Vornbacher Altarbilder Unterbergers im Kloster Niederaltaich und in bayerischem Staatsbesitz und in Schleißheim). – Joseph Bergler d.). (1753 Salzburg – 1829 Prag), zwei Chorbogen-Altarbilder 1794. – Johann Baptist Kapeller (1763 Passau – 1808 Passau), Fresken in den Seitenkapellen 1794. Orgelbauer Johann Ignaz Egedacher (um 1675 Salzburg – 1744 Passau), Orgel 1732.

  • Die Vornbacher Orgel (Quelle: Heimatbuch von Herrn Eder Seite 88)
  • Benediktinerabtei Vornbach
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